Vortragsprogramm 2025/2026
10-Milliarden-Welt und 10-Millionen-Schweiz: Perspektiven aus der Geographie
Der demografische Wandel und seine vielfältigen Auswirkungen sind in Medien und Politik omnipräsent. Welche Weltregionen werden sich entvölkern, welche werden wachsen? Wie kann Welternährung innerhalb der planetarern Belastungsgrenzen gelingen? Was bedeuten sinkende Geburtenraten für die Schweiz? Wer finanziert unsere Renten? Finden wir genügend Fachkräfte für unseren Arbeitsmarkt? Wer kümmert sich um ältere Menschen? Wie werden wir wohnen? Wie funktioniert Stadtplanung in Zeiten der Klimakrise? Und wie können aus vermeintlich objektiver Bevölkerungsprognosen gerechtere Zukünfte gedacht und gestaltet werden?
Die diesjährige Vortragsreihe der Geographischen Gesellschaft Bern beleuchtet aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven und Massstabsebenen den demografischen Wandel – global, national und lokal. Der interdisziplinäre Ansatz verspricht spannende, überraschende und kontroverse Ansichten in das hochaktuelle Thema.
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Dr. Gabriela Debrunner, Institut de géographie et durabilité, Université de Lausanne
Die Schweiz im Wohn-Lock-In?
11. November 2025, 18.15 – 19.30 Uhr, Grosser Hörsaal 001, GIUB
Wenn sich das Ausziehen aus dem Einfamilienhaus (EFH) für Ältere nicht mehr lohnt und Junge sich kein Wohneigentum mehr leisten können: Dieser Vortrag beleuchtet die preisgünstige Wohnungskrise in der Schweiz und welche Konsequenzen sich im Eigentumssegment für – sowohl Jung als auch Alt – ergeben. Warum lohnt es sich für ältere Semester finanziell nicht, aus dem Eigenheim auszuziehen? Wie können sich Junge ihren Traum vom Eigenheim verwirklichen – und sollen sie das überhaupt? Mechanismen der preisgünstigen Wohnungsknappheit werden diskutiert, und sich dabei auftuende Generationengräben kritisch reflektiert. Welche Rollen dabei Investitionsdruck, Wohnen als Ware, aber auch rechtliche Spielregeln sowie tief verwurzelte normative Werthaltungen von Vermögen, Eigentum und Besitz in der Schweiz spielen, wird aufgegriffen.
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Jeannette Beck, Stadt Bern
Stadtplanung in Zeiten der Klimakrise: Was bewegt die Stadt Bern?
25. November 2025, 18.15 – 19.30 Uhr, Grosser Hörsaal 001, GIUB
Ob zunehmende Hitze, Starkniederschläge oder Murgänge: Die Klimakrise ist eine der grössten Herausforderungen dieser Tage – auch für die Stadtplanung. Die Stadt Bern verfügt über eine Reihe von Strategien und Instrumenten, um der Klimakrise zu begegnen. Das übergeordnete klimapolitische Instrument ist die Energie- und Klimastrategie 2035 (EKS 2035). Für die Anpassung an den Klimawandel im stadtplanerischen Kontext ist der Rahmenplan Stadtklima (2024) zentral. Jeanette Beck, Berns Stadtplanerin, stellt den Rahmenplan vor und zeigt unter Einbezug aktueller Planungsprojekte die Handlungsmöglichkeiten und die Grenzen der Stadtplanung in der Bewältigung der Klimakrise auf.
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Prof. Dr. Dieter Gerten, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK
Welternährung innerhalb Planetarer Belastungsgrenzen
9. Dezember 2025, 18.15 – 19.30 Uhr, Grosser Hörsaal 001, GIUB
Im Anthropozän ist die Erde nicht nur dem Klimawandel, sondern auch der Rodung von Wäldern, dem Verlust von Tier- und Pflanzenarten, der Wasserverknappung sowie der Verschmutzung von Luft, Böden und Gewässern ausgesetzt. Die Planetaren Belastungsgrenzen bringen neun globale Umweltänderungen in einem einheitlichen Konzept zusammen, deren vorsorgliche Einhaltung sicherstellen soll, dass sich der Gesamtzustand der Erde nicht allzu weit von der Situation der letzten Jahrtausende weg bewegt. Sechs der Grenzen sind mittlerweile aber bereits überschritten. Da die Landwirtschaft eine Hauptursache für diese Entwicklung ist, stellt der Vortrag die Frage, ob und wie die zukünftige Welternährung unter Einhaltung dieser Grenzen gelingen kann.
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Museum für Kommunikation
Besuch im Museum für Kommunikation
6. Januar 2026, 15.45 Uhr, Museum für Kommunikation, Helvetiastrasse 16, 3000 Bern 6
Wir besuchen gemeinsam die Ausstellung «MASSEN – FOULES – CROWDS» im Museum für Kommunikation. Die Menschenmasse ist hier kein unheimliches Schreckgespenst. Wissenschaftlich fundiert werden ihre Einzelheiten, Muster und Dynamiken deutlich.
Wir werden je nach Teilnehmendenzahl in einer Gruppe (15.45 Uhr) oder in zwei Gruppen (15.15 Uhr, 15.45 Uhr) durch die Ausstellung geführt. Bitte bei uns anmelden: geobern.giub@unibe.ch
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PD Dr. Jeannine Wintzer, Geographisches Institut der Universität Bern
Zählen, Steuern, Gestalten: Zur Geographie demographischer Zukünfte
20. Januar 2026, 18.15 – 19.30 Uhr, Grosser Hörsaal 001, GIUB
Demographische Zukunft wird gemacht: durch Zahlen, Narrative und darauf folgende politische Steuerungsmaßnahmen. Der Vortrag nimmt die Produktion und Zirkulation demographischer Prognosen in den Blick und analysiert, wie diese beispielweise in räumlichen Planungsprozessen wirksam werden. Aus einer kritisch-geographischen Perspektive werden zudem Praktiken der Demographisierung und ihre normativen Gehalte offengelegt: Wer zählt? Wer wird gezählt? Und mit welchen Effekten? Damit stellt sich abschließend die Frage, wie statt vermeintlich objektiver Bevölkerungsvorausschauen gerechtere Zukünfte gedacht und gestaltet werden können.